Die HSG Nordwest gewann die Berg- und Talfahrt durch die Sporthalle Birsfelden gegen die SG Pilatus knapp mit 35:33 (13:18!).
Vielleicht müsste man eher von einer „Tal- und Bergfahrt“ sprechen, denn die Partie startete gelinde gesagt in den Niederungen der Handballkünste.
Das Heimteam fand in der Offensive kaum die geeigneten Räume, was ihr Angriffsspiel deutlich verlangsamte und entsprechend sehr berechenbar machte. Ganz im Gegenteil zur SG Pilatus, die mit ihrer dynamischen und kraftvollen Spielweise die heimische Abwehr in der Startphase überforderte. Völlig zurecht gingen die Innerschweizer in der 7. Minute bereits mit 1:6 in Führung. Hektik war beim Heimteam indes keine auszumachen. Vier verschiedene Torschützen, inklusive dem Doppelpack von Rechtsaussen Pablo Werthmüller, sorgten mit ihren Treffern zum 6:9 (in der 13. Minute) dafür, dass sich auch die 70 Zuschauer wieder eine ausgeglichene Partie vorstellen konnten.
Der Aufschwung der HSG Nordwest verebbte jedoch postwendend. Vier technische Fehler in Serie und zwei Zeitstrafen waren alles andere als die Grundlage, das Spieldiktat nun an sich zu reissen. Und so sind die Gäste zehn Minuten nach dem 6:9 bereits wieder auf 9:16 davongezogen. Der maximale Vorsprung von 7 Toren wiederholte sich dann noch einmal beim 10:17 und 11:18, übertroffen wurde er aber bis zum Ende nicht mehr.
Das Team von Michael Röthlin, Matthias Küng und Chairo Kaufmann tat gut daran, weiter an seine Fähigkeiten und insbesondere an ihre mentale Stärke zu glauben. Und, wie so oft liess es keinerlei Zweifel aufkommen, dass es sich dessen nicht bewusst gewesen wäre. Mit einem letzten Kraftakt innerhalb der ersten 30 Minuten erkämpfte sich die HSG dann noch zwei weitere Tore zum 13:18 Pausenstand.
Die Vorbereitung auf die zweite Halbzeit war stark geprägt durch die Erfahrungen aus dem Hinspiel im vergangenen November. Auch damals lag die HSG Nordwest zur Pause mit 6 Toren im Hintertreffen und vermochte den Spielstand noch zu kippen. Nebst dem Vertrauen an das angepasste Spielkonzept waren es somit vor allem auch die positiven Erinnerungen an den letzten Spätherbst, die den Gastgebern den Glauben an das (Un-)Mögliche verliehen – beeindruckend, in welcher psychischen Verfassung und mit welcher Entschlossenheit die HSG Nordwest zur Halbzeit Zwei schritt. Der Schein trügte nicht. Der Start in den zweiten Umgang ist der HSG Nordwest geglückt und nach 105 Sekunden stand es bereits 15:18. Alles war wieder offen.
Die Körpersprache verriet, dass die Nordwestschweizer nicht so schnell wieder locker lassen würden. Schritt für Schritt, Minute für Minute kämpften sie sich zurück in die Partie, bis sie in der 53. Minute dann das erste Mal in Führung gehen konnten. Die Stimmung in der Halle war der eines Spitzenspiels sehr würdig und umrahmte die sehenswerte Schlussphase.
Die SG Pilatus schlug neuerlich zurück und konnte fünf Minuten vor Schluss wieder in Führung gehen. Der Verlauf seit der 31. Minute sprach hingegen für das Heimteam. Kaum vorstellbar, dass es sich nach dieser Parforceleistung die Butter noch einmal vom Brot nehmen lassen würde. Und so kam’s: Luis Boss besiegelte mit dem 35:33 (in doppelter Unterzahl) zwei Sekunden vor Ende den Nordwestschweizer Sieg und liess sich wenig später inmitten seiner Farben herzen.
HSG Nordwest – SG Pilatus 35:33 (13:18)
Sporthalle Birsfelden – SR Kappler/Summ
Nordwest: Grieder (4 Paraden)/ Setalo (3 Paraden), Appenzeller, Dietler, Pietrek (2), Wenk (8), Voskamp, Werthmüller (2), Sohrmann (2), Miesch (2), Ruhotina (11/2), Gassmann (1), Boss (6), Christ (1). Bemerkungen: Nordwest ohne Bagger, Gerber, Hilfiker, Leo Virisario, Wellauer (alle verletzt).
Michael Röthlin
Fotos: Nathalie und Roger Kaufmann
Hinterlasse jetzt einen Kommentar